Mittwoch, 12. Januar 2011

Hamburg Marathon 2009

Um es gleich vorweg zu nehmen: der Hamburg-Marathon 2009 hat eine Schneise der Verwüstung in mein keimendes Sportler-Selbstbewusstsein geschlagen.

Unterstützt von meiner damaligen Freundin, ich nenne sie mal Minna, und meinem Lieblingskollegen Thomas sollte hier unsere Zielvereinbarung eingelöst werden. Vorbereitet durch viele Stunden Training auf dem Crosser, war ich ziemlich sicher das Ding schon schaukeln zu können.

Allerdings hatte ich nur einen einzigen langen Lauf von albernen 23 km absolviert und mangels Leistungsdiagnostik wahrscheinlich auch in völlig falschen Pulsbereichen. Trainingsanreize kannte ich nicht und Pausen waren auch nicht geplant. Nie qäulte ich mich an irgendeine Leistungsgrenze heran. Das Wort Tempotraining passte nicht in meinen Wortschatz - tut bestimmt weh - Hauptsache easy.

So vorbereitet fühlte ich mich auch noch sicher! Unter anderem deshalb, weil ich bei meiner Freundin und ihren jahrelangen Wettkampferfahrungen nicht so falsch liegen konnte - tssz, tssz.

Optimistisch stellen wir uns also in den Startblock für 5:30. Ich bitte Thomas wegen seines Leistungsvorsprungs schon mal vorweg zu laufen. Er hat sich Gott sei Dank auch drauf eingelassen.

Gemeinsam mit Minna renne ich los. Bereits an der ersten Wasserstelle ist klar: das wird nix! Völlig abgeschlagen laufen wir vorbei an Streckenposten und Wasserstellen, die bereits mit dem Abbau beschäftigt sind. Landungsbrücken kippen sie uns zwei Tische mit gefüllten Wasserbechern direkt vor die Füße.

Was für eine Schmach ... mental ist das die Hölle! Und die Zuschauer beklatschen natürlich auch nur die 'Guten'. Für das Schlussfeld sind die Zuschauer entweder schon abgereist oder so betrunken, dass sie nur noch abfälligen Bemerkungen übrig haben.Sieht ja auch nicht so toll aus, wenn zwei Schnecken sich mühevoll über den abfallgeschwängerten Asphalt quälen.

Dass man von der Begeisterung der Zuschauer über diese lange Strecke getragen wird, mag für die ersten ja durchaus gelten. Hier hinten bei uns kommt allerdings nix mehr an, niente, null. Sehr sportlich liebe Sportfans !

Die sind ja alle so gemein zu mir !

Und dann begehe ich einen Fehler. Auf Anraten von Minna walken wir ab Kilometer 12. Ein völlig anderer Bewegungsablauf! Na, das wäre ja was für den Walker-Hasser Archillis! Ab Kilometer 22 jedenfalls ist Schluss. Saarlandstraße habe ich straußeneiergroße Blasen unter den Füßen und diffundiere peinlich berührt in den Sanitätsbus. 'Alten Wöhr' steige ich allerdings gleich wieder aus, denn hier werde ich von meiner Familie und meinen Freunden in Empfang genommen. An dieser Stelle meinen herzlichsten Dank dafür, dass sie gekommen sind, mich unterstützt haben und stolz auf mich sind. Tröten, Rasseln und das ganze Zeugs, daß mir bisher vorenthalten wurde.

Mein einziger Trost: auch Thomas schafft die 42 km nicht ganz. Zu wenig trainiert, der Gute. Bei Kilometer 31 muß er wegen Muskelkrämpfen abbrechen. Obwohl ich es ihm natürlich von Herzen gönnte (herrlicher Konjunktiv, nicht wahr), aber damit bekomme ich eine zweite Chance!

Nach diesem Desaster war klar: Ich brauche professionelles Lauftraining. Ich brauche einen, der mir zeigt, wie es funktioniert.

Tja, und dann lese ich im Mai 2009 in unserem Käseblatt diese Annonce: Daniels Runnershigh. Lauftrainer für Anfänger und Fortgeschrittene. Ich weiß noch: In der Annonce stand 'Netter Typ'. Na ja. Wenn man nicht gerade mit ihm läuft ...

Bis September dauert die Entschluss-Umsetzung - dann schicke ich dem Daniel eine Mail, schildere ihm kurz meine bisherige 'Sportlerkarriere', dass ich eigentlich eine Lusche bin aber trotzdem den Hamburg-Marathon laufen will. Seine Antwort: 'Ja, ich nehme die Herausforderung an.' Seit damals lasse ich mich von Daniel auf hohem Niveau drangsalieren – und wehe das wird wieder nichts !
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