Mittwoch, 1. Dezember 2010

Sind Trainer per se' eigentlich nett ?

Da antworte ich mit einem entschiedenen NEIN !!!! 

Zu Beginn jeder Trainingseinheit gibt es zwar kurz einen Begrüßungs-Bussi, aber dann mutiert ein Trainer vom "netten Typen“ zum "Menschenschinder". Man hat sich noch gar nicht ganz gesammelt oder ist noch nicht einmal richtig angezogen, da wird schon mit den Füßen gewippt, hochmütig gelächelt und die ersten dummen Sprüche kommen: "Das ist keine Kaffeefahrt" oder "Langsam kannst Du später".

Ehe man sich versieht, ist man am Rennen. Binnen fünf Minuten ist der Puls im oberen Entwicklungsbereich am Übergang zur anaeroben Schwelle und ich atme wie ein Walross. Und dann geht es richtig los: "Wieso läufst du so schnell los?" Dabei laufe ich immer einen Schritt hinter meinem Lieblingstrainer… Und dann kommen die ersten Fachfragen zur Prüfung, ob man auch immer schön zugehört hat, wird z.B. gefragt. Dabei habe ich existentiell mit dem Atmen zu tun. Da bleibt wenig Zeit zum Zuhören, geschweige denn habe ich freien Speicherplatz im Zugriff.

Das erste was so ein Trainer voll drauf hat ist, seinen Athleten fix und fertig zu machen. Im ersten Jahr meines Trainings habe ich immer noch gegen gehalten. Völlig Sinnlos. Das endet meist mit einem Streit und der Kerl hat einfach mehr Luft als ich.

Ich habe lange gebraucht zu begreifen, dass ein Trainer immer Recht hat. Da bin ich als Führungskraft ja sowas von besser! Poah! Ich habe zwar auch meistens Recht, aber meine Mitarbeiter haben wenigstens das Gefühl, dabei mitgeholfen zu haben - glaub' ich...

Ein Trainer ergötzt sich meist daran, Macht zu demonstrieren, Macht über ein armes Schwein - wie mich zum Beispiel. Am Schlimmsten sind seine dezenten Hinweise, wenn ich so gar nicht mehr kann: Füße hoch, Rücken gerade, atme anständig… Ihr größter Spaß aber ist es, den Athleten völlig darüber im Unklaren zu lassen, wie viel von der Trainingseinheit schon um ist und wie lange sich die Quälerei noch hin zieht und vor allem, mit welchen zusätzlichen Schweinereien (Bergauf, Crosslauf etc.) noch zu rechnen ist.

Verspüre ich zuweilen mal Lust einen kleinen Spurt einzulegen, rächt sich das gleich, weil der Trainer es gar nicht mag, wenn außer ihm noch jemand anderes denkt er hätte was zu sagen.. dann wird mit Vorliebe z.B. am Ziel vorbei gelaufen und dann gibt es noch eine Zusatzrunde, weil man ja offenbar noch Reserven hat. Wie man es auch macht: Es ist auf jeden Fall falsch!

Ein Trainer kann seinen Tag nur dann überstehen, wenn er gleich zu Anfang seinen Athleten psychisch fertig macht und dieser sich am Ende der Trainingseinheit als mentales und körperliches Wrack verabschiedet. "Bis nächste Woche" setzt der Trainer dann noch eins drauf. Ja ja…

Das Schlimme ist, dass ich auf diese Art menschlichen Umgangs so allergisch reagiere. Aber ich werde sportlich besser dabei. Richtig verstehen kann ich das zwar nicht. Ich versteh weder die Funktionsweise dieser Kasernen-Taktik, noch wieso trotzdem ein Ergebnis feststellbar ist. Vielleicht sollte ich das auch mal bei meinen Mitarbeitern ausprobieren... Guten Morgen Ihr Luschen! Zur Sachbearbeitung in Dreierreihen angetreten! Präsentiert den PC!

Andere Menschen (Männer vielleicht) mögen dann ja nach Hause fahren und nach dem Duschen ist alles wieder gut. Ich habe dann erst einmal Tage lang Selbstzweifel zu verdauen. Habe ich vielleicht wirklich etwas falsch gemacht? Warum war ich so schlecht? Das wird nie was! So Frauenzeugs eben...

Sie fragen sich, warum ich überhaupt noch dabei bin und mich derart schinden lasse? Das ist mein verdammter Ehrgeiz! Ich will diesen Scheiß-Marathon laufen, und zwar sauber unter 6 Stunden mit etwas Luft nach vorn.

Ich habe gerade wieder meinen Trainer im Ohr: "Nach der Leistungsdiagnostik und deiner Fitness kannst du  das auch" - schaun mer mal ...
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