Mittwoch, 1. Dezember 2010

Ein Sanitäter und ein Rettungsboot ...

Was für eine Trainingsstunde. Binnen zwei Minuten hat Daniel raus, dass ich am Abend vorher ein Date mit einem Whisky hatte. Wie macht der das? Rennt los, ich halte wie immer nicht mit und fragt gleich: "Hast Du gesoffen, gestern?“ Was soll ich da sagen? Im Kopf spiele ich in Sekunden die Möglichkeiten durch, die ich habe:

1.    Gekonnt lügen - das kriegt er raus - nich' gut.
2.    Ein bisschen lügen: Zugeben, dass man etwas getrunken hat vielleicht beim Bier geblieben ist. Gibt zwar auch einen Anschiss, geht aber schnell vorüber.
3.    Oder die brutalstmögliche Wahrheit: Hallo zusammen. Ich bin die Evelyn und habe gesoffen. Es tut mir leid, ich schäme mich … macht zwar einen ehrlichen Eindruck, hat aber beim Koch damals jetzt nicht wirklich gut funktioniert.

Ich habe mich für die Wahrheit entschieden und was soll ich sagen: auch keine tolle Idee. Die ganze Trainingsstunde, exakt 57 Minuten lang, hat mich mein Drill-Sergant nach Strich und Faden abgemistet.

Sofort erkundigt er sich, was ich getrunken habe. Ok, etwas Whisky, gebe ich todesmutig zu. Gleich wird nachgesetzt: wie viel? Und da war dann Schluss. Das geht ihn ja nun mal gar nichts an. Sind ja hier nicht bei den AAs.

Das hat mich aber nicht vor einem erneuten Vortrag gerettet, warum Alkohol schlecht für mich ist. Es hemmt den Fettabbau, hemmt den Muskelaufbau und hat viele Kalorien, die sich sofort auf die Hüfte setzen. Weiß ich doch alles. Aber nett, dass er es nochmal erwähnt hat. 

Wobei ich völlig durchdrehen könnte ist seine Frage, warum ich denn überhaupt Alkohol getrunken habe. Na, weil es vielleicht Spaß macht? Aber das kann so eine Renngräte einfach nicht verstehen. Diese Typen, die ihr ganzes Leben in Selbstkasteihung und äußerster Disziplin abarbeiten sind eben anders gestrickt - anders als ich auf jeden Fall. Weil ich mangels Puste keine Lust auf eingehendere Diskussionen verspüre, komme ich mit den üblichen Ausflüchten: Stress im Job, ausbleibende sportliche Erfolge … und die ganze Litanei.

Daniel kontert treffsicher, das kommt davon, wenn man beruflich zu viel Stress zulässt, zu viel auf Reisen ist, sich dort ungesund ernährt mit lauter süßen Sachen, Zuckergetränken ausladenden Abendessen, keinen Sport macht ... und so weiter, den ganzen Sermon. Für den sportlichen Erfolg müsse man eben halt was tun. Lange Läufe! Alle zwei Wochen mindestens ein langer Lauf. 

Ich hasse ihn, wenn er so vom Leder zieht. Erstens mache ich relativ viel Sport, nur weiß er das nicht, weil er konkret die Wochen-Kilometer und meine Sporteinheiten gar nicht abfragt, und zweitens kann ich mich mit diesen langen Läufen auch noch nicht anfreunden. Lange Läufe tun weh und wenn ich dann mal einen mache, laufe ich ja nach seiner Ansicht sowieso falsch! Entweder zu langsam oder zu schnell, so wie es gerade passt. Irgendwas zu meckern findet er immer.

Mein Einpeitscher hat doch eine ganz passable Teil-Analyse hingelegt. Und nun, Trainer? Nich weglaufen ! Jetzt fängt doch das Coaching erst an !!! 

Und das geht definitiv nicht einfach mit den Worten: "Du musst…“ 

Immerhin hat er Motivationshilfe angeboten - nein das ist das falsche Wort - er hat verlangt, wenn ich das nächste Mal vor einem Whisky sitze, möge ich ihn gefälligst anrufen. Dann würde er mir schon erzählen wo Bartels den Most holt. Na, das werde ich vielleicht eines schönen Tages wirklich mal tun und wenn es nur dazu dient herauszufinden, wie er mit so einer Situation umgeht. - Aber vielleicht hilft es ja auch ... wer weiß.

Unter Sauerstoffunterversorgung hat er mir ein Versprechen abgepresst. In dieser Situation hätte ich alles unterschrieben - und das Schlimmste: morgen muß ich "Nachsitzen“. Weil ich heute so schlecht war, muss ich morgen gleich wieder auf die Piste. Ist das nicht peinlich ?

Aber auch heute hab' ich wieder dazugelernt: nie wieder Alkohol vor einem Tempotraining mit Daniel und wenn schon, dann wenigstens gekonnt lügen.

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